Expertise
Das deutsche Damaskus
Es gibt Regionen und Städte, die ein Vermächtnis pflegen: Was in Glashütte die mechanischen Uhren, sind die Spitzen in Brüssel und der Rotwein im Bordeaux. Aus Suhl kommen Waffen – neueren Erkenntnissen zufolge seit etwa 1499, belegt seit 1535. Und das Wissen um die Fertigung edler Gewehre ist tief im kollektiven Gedächtnis der Menschen dieser Region verwurzelt. Die alte Stadt Suhl ist das Tor zum Thüringer Wald. Hier gibt es gut zugängliche Eisenerze und den Wald; das Holz, das dazu diente, die Eisenhütten zu befeuern. Waffenschmiede aus Nürnberg sollen es gewesen sein, die diesen Standortvorteil erkannten und hier siedelten. Hergestellt wurden damals Schutz- und Trutzwaffen. Suhl gilt seit dem Mittelalter als die Waffenstadt Europas. Dennoch kommt das Kunsthandwerk in Suhl dabei nicht zu kurz: die Gewehre werden vielseitig graviert und wunderbar veredelt. Schnell bekommt die Stadt den Beinamen „Deutsches Damaskus“ – die Gewehre werden reich verziert. In Suhl hört man dieses Attribut mit Stolz, weil es an die große Tradition der Damaszener Waffenschmiede erinnert. Die haben es in Gravuren und Fertigung im arabischen Raum zu größter Kunstfertigkeit gebracht.
Zu allen Zeiten hat man in Suhl zwischen militärischer Produktion und Jagdwaffen unterschieden: Der Jagd blieb das „feine Gewehr“ vorbehalten – noch reichhaltiger verziert und von edler Ausstattung.